von Karin Born
Diese Deutung des Liber L vel Legis (LLL) ist für mich eine der besten und profundesten Darstellungen dessen, was Thelema (Wille + Liebe) bedeutet.
Vier Dinge, die mir besonders gut gefallen:
- Die Autorin wagt sich an ein zentrales, umkämpftes und komplexes Thema: Seit Entstehen des LLL und Thelema als spirituelle Entscheidung und Lebensform wird der Vorwurf erhoben, dass diese ein gewaltvolles Denken und Handeln implizieren. Karin Born widerlegt die zugrundeliegenden Argumente in ruhiger, sachlicher und informierter Weise.
- Dieses Buch kommt ohne Polemik und aggressive Sprache aus. Borns Deutungen der LLL-Verse zeugen von einer differenzierten Auffassungsgabe, hohem Einfühlungsvermögen, gutem psychologischen Gespür und tiefer Reflexion.
- Die Autorin zeigt den Wert und die Kraft des LLL ohne zu reproduzieren, was mit den meisten spirituellen, religiösen, magischen Erzählungen oder Glaubensbekenntnissen einhergeht: dogmatische Wahrheitsaussagen, Geltungsansprüche und Verallgemeinerungen.
- Meines Erachtens ist dieses Buch eine sehr gelungene Version dessen, was gemeint ist, wenn man das LLL als ‚psychoaktives Kunstwerk‘[1] betrachtet und enthält viele theoretische und praktische Anregungen, wie dieses Werk im eigenen Leben erschaffen werden kann. Und so ist Borns Buch als spiritueller „Ratgeber“ auch in schwierigen Zeiten eine wunderbare Unterstützung.
Wie oft habe ich gezögert, Menschen „das Gesetz [zu] geben“, wie es mir in LLL Vers III.39 zugemutet wird, weil so viele Verse (in oberflächlicher Betrachtung) auf Weisen interpretiert werden, die mir zuwiderlaufen, während mir selbst das LLL seit vielen Jahren Kraft und Orientierung bietet und mir ermöglicht, konstruktiv und liebevoll mit mir, anderen und dem Leben umzugehen. Nun habe ich eine Lösung: In Zukunft verschenke ich beide Bücher gemeinsam.
[1] Wie es einst in einem Klappentext einer Ausgabe des LLL bezeichnet wurde.

Empfehlung von Sebaumut
Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.
(Hans-Georg Gadamer)